Im Jahr 2021, im zweiten Jahr der Pandemie, quellen einem angesichts der zahlreichen digitalen Vermittlungsangebote aus den Museen fast die Augen über. YouTube-Videos, 360°-Rundgänge, Online-Collections, Virtual und Augmented Reality-Anwendungen, Apps, Games bis hin zu ersten Gehversuchen mit Künstlicher Intelligenz. Alles scheint denkbar, alles scheint machbar – so der neue Spirit in der Museumsszene. Nicht alle Angebote sind auf höchstem Niveau, nicht alles wird Bestand haben, aber im Vergleich zum Jahr 2019 ist der Entwicklungssprung enorm, die Kreativität grenzenlos, die Experimentierfreude groß. Das alles beschreibt auch das Verbundprojekt „Museum als CoLabor. Öffne die Blackbox Archäologie!“, das 2019 gestartet wurde.
Das LWL-Museum für Archäologie, Westfälisches Landesmuseum, das LWL-Römermuseum Haltern am See und das Deutsche Bergbau-Museum, Leibniz-Forschungsmuseum für Georessourcen haben sich unterstützt vom Designstudio NEEEU Spaces zusammengetan, um ihr Wissen über archäologische Praxis mit digitalen Mitteln ihrem gegenwärtigen und zukünftigen Publikum näher zu bringen. Gleichzeitig möchten auch die beteiligten Museen lernen; lernen, um in einer Kultur der Digitalität, in einer Gesellschaft von Aufmerksamkeitsökonomie und hohem Innovationsdruck als Institutionen von tiefgehender Wissensvermittlung und Kontemplation bestehen zu können. Mit der Überzeugung, dass das eine das andere nicht ausschließen muss, sollen mit dem genannten Projekt auch neue Arbeitsweisen in den Häusern etabliert werden, die mehr Kreativität, mehr Flexibilität und mehr Produktorientierung ermöglichen. Ein drittes Ziel greift den Wunsch nach Partizipation auf. Nicht mehr für, sondern mit unserem Publikum und Nutzer:innen möchten wir in Zukunft co-kreativ Programme und Formate entwickeln. Mit diesen drei Zielen – 1. Entwicklung digitaler Formate, 2. Etablierung einer Kultur der Digitalität und 3. Einbindung von Bürger:innen in die Entwicklung – sind wir in die Antragstellung im Fonds Digital im Programm Kultur Digital der Kulturstiftung des Bundes gegangen.
Inzwischen ist mehr als ein Jahr nach Bewilligung des Antrags vergangen und alle Beteiligten haben viel gelernt: Wie man Vergabeverfahren für ein Projekt durchführt, das nicht nur auf Produkt, sondern vor allem auch auf Prozess ausgerichtet ist; wie man einerseits experimentell und kreativ ist, Freiräume und Flexibilität einräumt, ohne andererseits den gegebenen Ressourcen-Rahmen zu überschreiten oder, wie man mit Design Thinking-Methoden nicht nur schnell zu überraschenden Ergebnissen, sondern auch jede:n „zu Wort“ kommen lässt.
Gelernt haben wir auch, dass Feedback, Fehlerkultur und Entwicklungsschleifen nicht nur produktiv, sondern für den Prozess notwendig sind, und dass Abgabe von Entscheidungsgewalt keine Schwäche, sondern vielmehr Chance bedeutet.
Die Beteiligung von Nutzer:innen in Co-Kreation ist für die drei Museen der einschneidendste Prozess. 87 Bewerbungen waren das großartige Ergebnis eines Team-Workshops, in dem die Zielgruppe definiert, die dann in einer breit angelegten Ausschreibungskampagne entsprechend ihrer Bedürfnisse und Lebenswahrnehmung angesprochen wurde. Unter dem Motto „Ich sehe was, was Du nicht siehst“ sind wir inzwischen gemeinsam mit unserem Bürger:innen-Beirat zwei Schritte weiter und erarbeiten kollaborativ und in echter Teilhabe unsere digitalen Formate, die aus einem Serious Game und aus je einer digitalen Anwendung (Virtual und/oder Augmented Reality) in den Museen bestehen.
Parallel zu den einzelnen Entwicklungsschritten sind wir als Projekt bemüht, unsere Erkenntnisse und Arbeitsschritte öffentlich zu dokumentieren. Dies tun wir in diesem Blog, auf den Social-Media-Kanälen der beteiligten Museen unter dem Hashtag #BlackboxArchäologie und auf der Projekt-Webseite. Auf diesen Kanälen werden wir über die Hintergründe und Inhalte des Projekts, über den Prozess und die einzelnen Entwicklungsschritte, über die Teilnehmenden sowie über unsere Erfolge und auch Misserfolge berichten. Und im besten Fall kommen wir mit Euch, unseren Leser:innen, Follower:innen und Hörer:innen in Diskussion über Kultur in Zeiten von Digitalität. Stay tuned!