Doreen Mölders

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October 29, 2024

Kill your darlings

Interview mit Doreen Mölders vom LWL-MAK, das zeigt, warum man auch bei Herzensprojekten wie dem Installieren eines Podcasts agil bleiben und im Sinne des Gesamtprojekts früh genug reagieren und ein Teilprojekt lieber canceln sollte als es mit dafür unzureichenden Ressourcen durchzuziehen.

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Generell habe ich im Verlauf des “Projekts Blackbox” viel gelernt. Hierzu gehörte auch die Erfahrung des produktiven Scheiterns.

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Doreen Mölders

Museumsleiterin

LWL-Museum für Archäologie Herne

FRAGEN:

Wie hast du den Prozess der Entwicklung des Podcasts aus deiner Sicht erlebt? (In welcher Rolle warst du beteiligt? Was hast du konkret gemacht? ... )

DM: Wir starteten mit dem Projekt „Museum als CoLabor. Öffne die Blackbox Archäologie!“ (kurz: Projekt Blackbox) nur wenige Monate vor dem ersten Corona-Lockdown. Demzufolge fand ein Großteil der Projektarbeit unter besonderen, das Projekt beeinflussenden Umständen statt. Von Anfang an war geplant, dass wir eine Dokumentation des Projekts veröffentlichen wollten, um über unsere Methoden, Prozesse, Ergebnisse und Learnings zu berichten. Die Form stand allerdings nicht fest. Nachdem nun während der Pandemie und der Lockdowns das Format Podcast einen enormen Boom erlebte und manche aus unserem Team zu passionierten Podcasthörer:innen wurden, wollten auch wir unbedingt auf den Podcast-Zug aufspringen. Der Entschluss war also schnell gefasst und wir machten uns ans Werk. Unsere bereits etablierte Arbeitsweise sah vor, dass wir Ideen im Team entwickelten, grundlegende Fragen gemeinsam besprachen und zu klären versuchten, Rollen und Verantwortlichkeiten nach Kompetenzen und Ressourcen verteilten und vor allem schnell in die Umsetzungen kommen wollten.

In Teammeetings legten wir die grundlegenden Ziele, die Zielgruppen, die inhaltliche Ausrichtung, die Anzahl der Episoden, die Sprecher:innen sowie die Bedarfe für Technik und Postproduktion fest und visualisierten alle Entscheidungen auf einem Whiteboard. Für die erste Folge wurde sogar ein Skript verfasst. Allerdings taten wir uns schwer mit der Umsetzung. Zu viele Aufgaben, die wir in diesem und in anderen Projekten nebenher zu erledigen hatten, hinderten uns an der schnellen Umsetzen. Eher spontan verabredeten die Projektleiterin, Anika Ellwart, und ich uns schließlich für die Aufnahme der ersten Folge, die zunächst allgemein in das Projekt einführen sollte. Vorgesehen war ein lockeres Gespräch zwischen uns, für das wir uns vom Skript lösten. Nach ungefähr einer Stunde hatten wir das Gespräch buchstäblich im Aufnahmekasten, zur Veröffentlichung kam es allerdings nie.  

Warum war der Podcast (zunächst) eine gute Idee? Welche Ziele gab es für den Podcast? Was sollte er für das Blackbox-Projekt leisten?

DM: Wir waren mit dem „Projekt Blackbox“ gestartet, um unter anderem neue Arbeitsweisen kennenzulernen und mit innovativen digitalen Vermittlungsformaten zu experimentieren. Niemand aus dem Team hatte bis dahin einen Podcast produziert, aber wir nahmen von Erfahrungsberichten mit, dass eine Umsetzung ohne großen technischen Aufwand möglich sei. Vor dem Hintergrund knapper Ressourcen sahen wir hier unsere Chance, unseren Projektprozess und unsere Learnings unter dem Einsatz relativ überschaubarer Mitteln zu veröffentlichen. Zielgruppe waren ganz klar Kolleg:innen aus Kulturinstitutionen, die sich für Change-Prozesse hin zu einer Kultur der Digitalität interessierten. Dass dieses Thema auf Resonanz stieß wussten wir bereits. In Vorträgen, bei Diskussionsrunden und mit anderen Formaten hatten wir bereits über unsere Erfahrungen berichtet. Das Interesse an unserer Arbeitsweise und den Learnings war stets hoch. Es gab nämlich zwar zahlreiche Ratgeberliteratur zu Agilem Management, New Work oder zukunfts- und innovationsorientierten Arbeitsweisen, aber bislang hatten nur wenige Kulturorganisationen in Trägerschaft des öffentlichen Dienstes Erfahrungen in der Umsetzung damit gemacht. Unser Ziel war also in erster Linie B2B zu informieren. Eine Umfragen in den Social Media ergab dann auch, dass sich Mitarbeiter:innen im Kulturbereich einen solchen Input wünschten.  

Doreen Mölders (l.) und Projektleiterin Anika Ellwart (r).bei der Aufnahme der ersten Folge des Podcasts, Foto: LWL/Sarah Wolff

Warum ist der Podcast letztlich nicht veröffentlicht worden?

DM: Anika Ellwart und ich nahmen die erste Folge als Gespräch in meinem Büro auf. Wir benutzten einen professionellen Audiorecorder mit integrierten Richtmikrofonen sowie 96 kHz und 24 Bit Aufnahmequalität. Die Aufnahme gaben wir innerhalb des Teams zur Postproduktion weiter. Sie musste geschnitten und mit einem Jingles und Teaser verbunden werden. Außerdem sollte ggf. die Tonqualität überarbeitet werden. Die Qualität der Aufnahme an sich war gut. Leider aber besaß der Ton durch die Größe und Beschaffenheit des Raumes einen extremen Hall. Die Stimmen hörten sich sehr weit weg an. Zuhören war kein Genuss! Bei aller Experimentierfreude, der wir uns im „Projekt Blackbox“ verschrieben hatten, so war unser Anspruch doch immer, dass unsere Produkte Qualitätvoll sein sollten.  Wir entschieden uns, die Folge in der Qualität nicht zu veröffentlichen.

Die Frustration nach dem gescheiterten Versuch war selbstverständlich hoch, führte aber nicht sofort dazu, dass wir die Idee eines Podcasts zu Grabe trugen. Vielmehr hatten wir mit weiteren Aufgaben und mit der Produktion unserer Hauptanwendungen alle Hände voll zu tun, sodass das Podcast-Vorhaben immer weiter nach hinten verschoben wurde und am Ende im Sande verlief.

Fehlt der Podcast oder ist das, was der Podcast leisten sollte, anders kompensiert worden?

DM: Ob und wem der Podcast fehlt, kann ich nicht sagen. Ich bin froh, dass wir zumindest den Prozess bis zur Produktion durchlaufen haben. Gleichzeitig haben wir die Erfahrung gemacht, dass sich die Welt genauso weiter dreht, auch wenn wir eine Idee, ein Vorhaben nicht umsetzen.

Das “Projekt Blackbox” wurde schlussendlich dann doch noch in einem Podcast vorgestellt. In der ersten Folge “Museum und die Community” des Podcasts “Gamechanger - Wie digitaler Wandel die Kultur verändert” von der Kulturstiftung des Bundes sprechen unter anderem Anika Ellwart und ich über unsere Erfahrungen zur co-kreativen Zusammenarbeit mit Nutzer:innen.

https://www.kulturstiftung-des-bundes.de/de/projekte/film_und_neue_medien/detail/gamechanger_wie_digitaler_wandel_die_kultur_veraendert.html

Was hast du (und das Blackbox-Team) aus dem Prozess gelernt?

Generell habe ich im Verlauf des “Projekts Blackbox” viel gelernt. Hierzu gehörte auch die Erfahrung des produktiven Scheiterns. Natürlich fühlt sich Erfolg zunächst besser an, aber einen größeren Lerneffekt hat man bei den Vorhaben, die aus unterschiedlichen Gründen nicht vollendet werden. Sollte ich noch einmal einen Podcast in Angriff nehmen, dann würde ich mir auf jeden Fall Beratung von Profis einholen und ich würde die Aufnahmen in einem Studio machen. So wie bei guten Ausstellungen kommt es eben nicht nur auf die Inhalte, sondern auch auf ein gutes Zusammenspiel zwischen Inhalt und Form an.